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Gedicht 2018: Belgien

Jacques, bedächtig engagiert,
führt zu Altstadt ins Geviert;
‚Erstumwallung, zweite auch,
städtebaulich war’s so Brauch.
Neue Gotik das Spital,
längste Häuserfront zumal;
stattlich Höfe der Beginen,wollten nicht dem Klerus dienen,
hatten selbst Gerichtsbarkeit –
sehr modern für jene Zeit!
Überall gab’s aus Erbarmen
Stiftungen für alte Damen.

Riesenkirchen dicht beisammen,
manches wurde Raub der Flammen,
Backsteingotikkirchturmspitze
fängt Europas höchste Blitze.
Menschen drängen durch die Gassen,
kaum, dass die sie können fassen;
Kutschen mit Touristen rasen
dicht vorbei an unsern Nasen.
Braugewerbe, Badestuben
(da gab’s wohl auch böse Buben),
im Hospiz bloß Kräuterkuren
nach den Kreuzesrittertouren.

Klassizistisch ist der Markt,
wo man seine Fische parkt.
Echte Gotik, Renaissance
an dem Burgplatz in Balance.
Hafen mitten in der Stadt,
weil sie Wasserhallen hatt‘
unterm großen Markt gelegen
konnt‘ man Waren gut bewegen.
An ‘ner Uni hier in Brügge
werden Diplomaten flügge.

Eine Reienfahrt zum Schluss
krönt des Tags Kulturgenuss.
Dicht gedrängt im kleinen Boot
(hoffentlich bleibt es im Lot!),
älteste und kleinste Brücke:
überm Kopf kaum eine Lücke.

Sonntagmorgen – welch ein Schreck!,
wir woll’n los, der Bus ist weg,
abgeschleppt durch Polizei,
dabei schien der Parkplatz frei.
„Geld, viel Geld und zwar sofort,
sonst bleibt Bus an diesem Ort!“
Dank Brigittes Kontostand
kommt der Bus dann doch an Land.
Erstmal geht er nun nicht an –
woran das wohl liegen kann?

Es sind heute an der Reihe
schloss und Park am Flusse Leie,
leider kommt der Bus nicht ran,
also gleich nach Gent sodann.
Wieder mal kann man nicht seh’n,
wo der Bus wohl könnte steh’n.
Manchmal hören wir uns sagen:
„Könnten wir doch Christel fragen!“
Endlich hab’n den Parkplatz wir,
doch der Weg ist weit von hier,
erst nach einigem Umrunden
ist das Rathaus auch gefunden
mit dem zweigeteilten Bau –
ja die machten das schon schlau!

Dan wird uns durch Gent geleiten,
uns von Ort zu Ort begleiten,
wo man Schönes sehen kann,
fängt er zu erklären an:
Gent heißt ja Zusammenfluss,
also sind hier Flüsse Muss
mit ‘nem großen Umschlaghafen,
wo sich viele Händler trafen.

Kirchen, Zollhaus, großer Speicher –
Gent war sicher früher reicher,
handelte mit Tuch in Ballen,
dafür gab es extra Hallen,
deren Riesenbelfrieds Dache
krönt in Gold ein Flügeldrache.
Aufgehängt ein Walskelett
hinten in Sint Baafs – wie nett -,
unten Fresken, alt und rar,
hochberühmt van Eycks Altar.
Giebelfronten reich verziert
zeigen, wer im Haus regiert;
Brauereien sonder Zahl,
da hat man die Qual der Wahl,
bei ‘nem ganz besond’ren Bier
Bleibt ein Schuh als Glaspfand hier.
Mitten in der Stadt ganz drinnen
Gravensteenens Mauerzinnen
wachsen gleichsam aus der Leie,
Turm um Türmchen in der Reihe.

Langer Fußmarsch dann zum Bus,
auch wer kaum noch kann, der muss.
Ob wohl das Geburtstagskind
heut noch etwas Gutes find’t?
Ja, das leck’re Abendessen
lässt uns einiges vergessen
und dazu ein kühles Bier –
viel erzählen können wir!

Kaiserwetter alle Tage,
nur für uns! – gar keine Frage,
auch noch schön am letzten Tag,
dass man gar nicht fahren mag.
Heute geht die Schranke auf,
Bus kann auf den Vorplatz drauf!

Der Verkehr ist ziemlich grausig,
die Beschilderung recht lausig,
endlich auf der Autobahn,
wo wir nach Antwerpen fahr’n,
an der Schelde breit gelegen,
handelt man auf Wasserwegen,
und das 16. Jahrhundert
ist – was wirklich keinen wundert –
für die Flamen weit und breit
eine reiche Blütezeit.

Jetzt mal eine Führerin,
ruhig weist sie auf alles hin:
„Wie die Stadt den Namen fand?
Durch ‘ne weggeworf’ne Hand!“
Und man glaubt nicht recht zu hören,
typisch für Antwerpen: Möhren!
Handelshäuser, engste Gassen –
herrlich, keine Menschenmassen.

Eine Technik, int’ressant,
wird als Specklage benannt:
wechselnd mit den Ziegeln – Stein
gliedert sie Fassaden fein;
Stein-Marien an den Ecken,
Böses kann sich nicht verstecken.
In der Boromaeuskerk
findet sich noch Rubenswerk,

von dem Deckenschmuck blieb hier
leider nur Entwurfspapier.
Das Gemälde am Altar
kann man wechseln leicht sogar!
Burg und Zunfthaus, Kathedrale,
Kirchentürme, hohe, schmale –
auch Antwerpen macht was her,
lädt uns ein zur Wiederkehr.

Ach, wie ist doch Flandern schön,
lohnt als Ziel zum nochmal Seh’n
Es war’n wieder schöne Zeiten,
ab und an gab’s Schwierigkeiten,
aber mit vereinter Kraft
haben wir es gut geschafft.

Darum sagen herzlich Dank
Eheleute

von E.,M. Blank